Figurentheater für Jugend und Erinnerungen

Marco Schneiter und Fabio Tresch haben «D’Rägefee» als Kinder im Berner Puppen Theater gesehen und bringen Geschichte und Originalpuppen nach Spiez. Das Märchen von Monika Demenga zeigt eine überraschende Aktualität.
von Patrick Schmed (Jungfrau Zeitung)

Eine Szene, die unter die Haut geht – Regi entfernt einen Stachel aus der Tatze des Drachen. Fotos: Patrick Schmed

«Figurentheater übt eine besondere Magie aus – für Kinder wie für Erwachsene», ist Marco Schneiter überzeugt. Der gebürtige Spiezer tritt am Sonntag mit seinem Puppentheater Chnopf im Rahmen des Kulturspiegels Spiez auf. Zusammen mit Fabio Tresch zieht er Gross und Klein mit dem Stück «D’Rägefee» in den Bann. Das Stück basiert auf der Geschichte und den Puppen von Monika Demenga und Hans Wirth aus Bern. «Für die Kinder ist es echte Magie, sie gehen ganz in der Geschichte auf», meinen die Künstler. «Die Erwachsenen überlegen sich in der Regel, was hinter den Kulissen vor sich geht und welcher Zauber hinter den Figuren steckt.» Dass sie nur zu zweit all die Kulissen wechseln und montieren, die Figuren bewegen und gleichzeitig Ton und Licht steuern, mag erstaunen. «Jemand meinte mal, dafür wären wohl um die sieben Personen nötig», ergänzt Fabio Tresch lächelnd. Im Interview gewährt das Duo weitere Einblicke hinter die Kulissen und ihre Kunst.

Fabio Tresch (links) und Marco Schneiter bilden zusammen das Puppentheater Chnopf.
Nachgefragt bei Marco Schneiter und Fabio Tresch vom Puppentheater Chnopf

Das Puppentheater Chnopf spielt heute zwei Vorstellungen im Rahmen des Kulturspiegels Spiez. Wie kam es dazu?
Marco Schneiter: Der Kulturspiegel Spiez veranstaltet im Rahmen der Wintersaison jeweils einen Anlass für Kinder. Dieses Jahr dürfen wir diesen mit dem Puppentheater Chnopf bestreiten. Das ist mich als gebürtigen Spiezer eine besondere Freude.

Es ist allerdings nicht der erste Auftritt im Kirchgemeindehaus.
Marco Schneiter: Wir sind bereits zum dritten Mal hier und treffen jedes Mal ein interessiertes Publikum an. Dieses Mal spielen wir «D’Rägefee», das aus der Feder von Monika Demenga stammt und mit ihren und Hans Wirths Stab-, Hand- und Stockpuppen aufgeführt wird.

Das Puppenthater Chnopf spielt «D’Rägefee» mit den Puppen und nach der Geschichte von Monika Demenga und Hans Wirth.

Sie verwenden also nicht die eigenen Figuren, sondern die Originalfiguren des Berner Puppen Theater. Eine besondere Herausforderung?
Marco Schneiter: Nein, eher eine besondere Ehre.

Fabio Tresch: Ich stelle in der Regel die Puppen für unsere Stücke selbst her und folge dabei der Tradition von Demenga und Wirth. Auch deswegen liegen sie uns gut in der Hand. Die zwei Pioniere des Figurenspiels sind zudem grosse Vorbilder für uns und auch persönliche Freunde.

Das Stück handelt von Dürre und Hitze. Damit ergibt sich ein Bezug zur aktuellen Klimadebatte. Wie stark kommt dieser im Bühnengeschehen zum Zug?

Fabio Tresch: Das Stück wurde lange vor dem Beginn dieser Diskussionen geschrieben, und auch wir haben es einstudiert, bevor die Medien den Klimawandel als Thema aufgegriffen haben. Der Bezug passt dennoch gut und gibt uns Antrieb, «D’Rägefee» auch künftig aufzuführen.

Nachdem die Hauptfiguren etliche Gefahren glücklich überstanden haben, finden sie auch das eigene Glück.

Daneben haben Sie noch zwei weitere Stücke im Programm, ein weiteres ist in Vorbereitung. Auf was darf man sich freuen?
Fabio Tresch: Wir sind am Feinschliff für die Figuren und die Proben für «Ds Rägetröpfli». Grundlage ist ein älteres Märchen von Peter Heutschi. Den Autor, Regisseur und Schauspieler kennt man vor allem wegen seiner Mundart-Hörspiele.

Auch für dieses Puppentheater wird der Text von professionellen Stimmen gesprochen.
Marco Schneiter: Die Aufnahmen sind bereits fertig. Wir sind stolz darauf, dass wir die Schauspielerin verpflichten konnten, welche vor einigen Jahrzehnten den Text der Hauptdarstellerin gesprochen hat – nämlich Monika Wild, die heute in Unterseen lebt.

Das Puppentheater bringt also Jugenderinnerungen in die moderne Zeit?
Marco Schneiter: Das ist so, ja. Ich erinnere mich selbst an die Aufführung von «D’Rägefee» aus meinen Jugendtagen. Jugenderinnerungen auf diese Weise mit den eigenen Kindern teilen zu können, macht den Besuch des Puppentheaters für Erwachsene noch unvergesslicher.

Vier Hände und zehn Finger – damit lassen sich ganz schön viele Geschichten erzählen.

Das Stück der Puppenbühne Monika Demenga und Hans Wirth handelt von Hitze und Dürre. Weil die Menschen die regenbringende Fee vergessen haben, hat der Feuermann mit seinen Dämonen freies Spiel. Dem jungen Hirten Kaspar gelingt es, dem übermütigen Feuerkobold den Zauberspruch zu entlocken, der die Regenfee aufwecken kann. Seine Freundin Regula macht sich auf den beschwerlichen Weg, und es gelingt ihr, die Zeit der Dürre zu beenden und gleichzeitig das eigene Glück zu finden.

Weitere Impressionen

www.kulturspiegel-spiez


Ein Augenblick voll Zauberkraft

 


Lieber Herr Schneiter

Ich möchte mich nochmals bei Ihnen für die gestrige Premiere bedanken! Die Aufführung hat mir sehr gut gefallen und ich wünsche Ihnen und Ihrem Kollegen viele Einladungen mit diesem Stück. Es gibt wunderschöne Einzelheiten (die Verwandlung des Blatts, der Apfel im Igel, die Verteilung der Stimmen usw.), die Puppen sind mit viel Können hergestellt und bewegen sich mit Eleganz und alle ganz in ihren Rollen auf der Bühne. Das Bühnenbild und die Musik sind bezaubernd und die Szenenwechsel erstaunlich schnell. Da steckt viel Überlegung und grosses Können dahinter! Textlich gibt es viele Finessen und mir gefällt vor allem auch der Humor!
Insgesamt ist es wunderbar zu sehen, wie sich auch hier zwei Menschen so ganz mit Herz und Seele einer Sache hingeben! Sie sind ein tolles Team!

Ich wünsche Ihnen allen weiterhin viel Erfolg und aufmerksame Zuhörer!
Mit herzlichen Grüssen Beatrice Grundbacher


Lieber Herr Schneiter,

Gerne hätte ich Ihnen meinen Dank für das Erlebnis am letzten Freitag per Brief übermittelt. Da ich aber Ihre Briefadresse nicht finde, wähle ich den Weg über die etwas unpersönlichere Email.

Die Aufführung der Regenfee wurde für alle Teilnehmenden zu einem wirklichen Erlebnis. Die verschiedenen Echos, aber auch die Bilder, welche die beiden älteren Kinder am Samstagmorgen während des Frühstücks völlig freiwillig zeichneten, machten deutlich, wie stark es Ihnen mit der Aufführung gelungen ist, die Zuschauenden innerlich zu berühren.

Die vielen Elemente, welche ein Puppenspiel ausmachen, finden in der Regenfee ein harmonisches Gleichgewicht, nicht durch Gleichförmigkeit, sondern durch ein feines, ausgleichendes Spiel von in sich unterschiedlichsten Polen. Das beginnt im grosszügig angelegten Bühnenbild, im Wechsel zwischen dunkeln und hellen, immer aber markanten Utensilien und geht durch die Dramaturgie des Spielaufbaus hin bis zu den herrlichen oft auch humorvollen Charakteren der einzelnen Figuren. Jede Figur zeigt eine deutliche, für den Zuschauenden nachvollziehbare Ausprägung, welche  durch den Text, durch die Kleidung, durch die Gestik und die klaren Gesichts- und Figurenzüge gleichermassen ausgedrückt wird. 

Ich bin überzeugt, dass aus diesen Gründen – unterstützt durch die feinfühlende, charaktervolle Führung der Puppen und der grosszügigen Bühne – sich die Bilder des Märchens tief in die Zuschauenden eingeprägt haben. So tragen wir den Schatz als Erinnerung in uns, auch wenn Ihre Bühne und die Puppen längst wieder im Atelier versorgt sind und im Dunkel geduldig auf eine nächste Aufführung warten.

Sie haben sich zudem ausserordentlich für die Suche eines geeigneten Raumes engagiert. Auch dafür bedanke ich mich sehr herzlich. Alles passte bestens zu unserem Fest, welches dem Geburtstagskind grosse Freude bereitet hat. Den besonderen Lebkuchen wird die Grossmutter vielleicht mit ihren Enkelkindern – gewürzt mit frohen Erinnerungen an den Gugus-Dada und den liebevollen Gschtabi – gelegentlich verspeisen.

Nehmen Sie meinen herzlichen Dank für das uns geschenkte Erlebnis entgegen, leiten Sie es auch an Ihren Spielpartner weiter.

Der noch jungen, verheissungsvollen Chnopf-Bühne wünsche ich alles Gute und verbleibe mit freundlichen Grüssen

Thomas Schoch